Am toten Meer

Ein phänomenales Frühstück am nächsten Morgen, mit Blick über Jerusalem. Danach gehen Rugard und ich runter in die Altstadt, um Werner zu treffen. Wir müssen ja erst mal wieder neue Pläne schmieden. Wir beschließen eine kleine Mopedtour ans tote Meer zu machen, und dabei umliegende Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.
Über die N1 fahren wir durch das Westjordanland, vorbei an Jericho zum Nord-Westufer des toten Meeres. Die Kontrollpunkte zum Westjordanland können wir stressfrei passieren. In Jerusalem war es schon ziemlich heiß. Selbst die Einheimischen stöhnten unter der Hitze und sagten dass es der wärmste Sommer seit 20 Jahren wäre. Es geht konstant bergab. Von 800 Höhenmetern, in Jerusalem, auf 400m unter Null am toten Meer. Leider gilt auch hier die alte Faustregel, dass es pro 100 Höhenmetern etwa 1 Grad wärmer wird. Wir sind die einzigen Motorräder die hier unterwegs sind. Alle anderen fahren in ihren klimatisierten Dosen. Hier hätte ich ausnahmsweise gerne mal getauscht, denn heute macht mir die Hitze besonders zu schaffen. Am Nordufer machen wir kurz Pause an einer Raststätte. Alle Bewegungen finden nur noch wie in Zeitlupe statt. Als ich die Transalp abstellen will, habe ich den Seitenständer nicht richtig ausgeklappt, nur halb. Ist mir bis jetzt noch nie passiert. Rugard, dem die Hitze nicht so viel ausmacht, rennt herbei und wir kriegen die Karre noch mal gefangen. Ich habe richtige Kreislaufprobleme, zum ersten Mal auf der Tour. Selbst das Fahren fällt auf einmal schwer.
Nach einem Liter Wasser, und ein paar Mineralien geht es etwas besser.
Wir fahren das Westufer entlang Richtung Süden. Ein toller Blick über das tote Meer, auf die jordanischen Berge, wo wir vor 5 Tagen noch rumgedüst sind. Als erstes besichtigen wir Qumran, den bekannten Fundort der gleichnamigen Schriftrollen. (Wikipedialink)

Etwa 35km weiter südlich sehen wir uns die Oase EnGedi an. (Wikipedialink) Hier soll sich David vor dem König Saul versteckt haben. Man wandert eine schmale Schlucht hinauf, und oben findet man tatsächlich zahlreiche Wasserfälle und kleine Seen. Höchstens einen Kilometer vom Ufer des toten Meeres entfernt gibt es hier, selbst im Juli, Wasser im Überfluss. Man kann es schlecht beschreiben, ohne die extremen Gegensätze selbst erlebt zu haben, Wasserfälle in der Wüste.
Ich verbringe die Zeit genau unter einem solchen Wasserfall, während Rugard und Werner weiter das Tal hinauf wandern. Dann fahren wir weiter zum südlichen Ende des toten Meeres, nach Masada. (Wikipedialink)

Auf der Rückfahrt das obligatorische Bad im toten Meer. Ja, es stimmt, man schwimmt wirklich oben auf dem Wasser.
Gegen Abend geht’s zurück, und die untergehende Sonne taucht die Landschaft in eine farbenprächtige Stimmung.

Den Abend verbringen wir in dem modernen, westlich geprägten Stadtteil Jerusalems, westlich der Altstadt.

Den nächsten Morgen unternehme ich eine umfangreiche Besichtigung von Jerusalems Altstadt. Es ist beeindruckend auf welch engem Raum die zahlreichen geschichtsträchtigen Orte beieinander liegen. Trotz der Menschenmassen die sich in den Gassen drängeln kann man sich dem Gefühl nicht entziehen, dass man sich an einem ganz besonderen Ort befindet.
Im Souk frage ich noch einen Schuster ob er meinen total aufgeplatzten Tankrucksack nähen kann. Er sagt „kein Problem“ und erklärt mir dass seine Schusterwerkstatt aus Platzgründen außerhalb der Stadtmauer liegt. Er schickt einen kleinen Jungen mit dem Tankrucksack weg und sagt ich solle in einer Stunde wiederkommen. Ich nutze die Zeit um mir noch das armenische und jüdische Viertel anzusehen. Auffallend ist, wie stark die Kinder hier in die Arbeit eingebunden sind.
In den breiteren Gassen wird viel Kitsch und Ramsch in Souvenirläden angeboten. Wenn man aber in die etwas entlegeneren Winkel vordringt gibt es viel zu sehen. Man kann beispielsweise eine komplette Metzgerei auf 4 Quadratmetern unterbringen. Zahlreiche Garküchen. Es ist sehr interessant den Handwerkern in ihren winzigen Werkstätten beim Arbeiten zuzusehen. Irgendwo im Getümmel treffe ich Werner wieder, der auch schon den ganzen Morgen hier unterwegs ist und wir trinken gemeinsam Kaffee.
Wir gehen noch mal beim Schuster vorbei. Mein Tankrucksack ist wieder eingetroffen, super Arbeit ! Man kann noch nicht einmal sehen wo er überall genäht wurde. Der Schuster will umgerechnet 3,50€ haben, ich gebe ihm 5€ und dem Jungen noch etwas. Alle sind happy, der Einladung zum Tee kann ich mich gerade so eben noch einmal entziehen.
Wir treffen Rugard im Hotel und er ist der Meinung dass wir uns nach den ganzen Strapazen jetzt eigentlich mal ein paar Tage Urlaub im herkömmlichen Sinn, mit Strand und so, verdient haben. Recht hat er. Wir fragen Maén den Hotelmanager, was er uns für einen Ort empfehlen würde. Er sagt sofort: „Haifa. Da habt ihr alles was ihr braucht“. Gesagt getan, wir packen die Sachen. Maén versorgt uns noch einmal kostenlos mit Wasser und sagt noch einmal dass wir ihn einfach anrufen sollen, für den Fall das wir irgendwo in Israel Probleme hätten. Super.

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